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Prompt Engineering: 25 Tipps für besseres Prompt Design in ChatGPT

9. August 2023

Wie heißt es so schön? „Shit in, shit out“: Wer Quatsch in ChatGPT eingibt, bekommt auch Quatsch heraus. Effektiver kannst du das Tool nutzen, wenn du bei der Eingabe in die Befehlszeile ein paar Grundsätze beachtest. Die sorgfältige Konzeption des Inputs wird als Prompt Design oder Prompt Engineering bezeichnet. Der wichtigste Rat hierzu lautet: Selbst experimentieren! Denn je nach Anwendungsfall funktionieren manche Methoden besser als andere. Für den Start geben wir dir ein paar Tipps an die Hand, mit denen du mehr aus ChatGPT rausholst.

Ein paar Hinweise vorab:

  • Alle Beispiele im Text wurden mit der kostenfreien Version von ChatGPT (GPT-3.5) erstellt, die die meisten Anwender:innen nutzen. Mit ChatGPT Plus können oft bessere Ergebnisse erzielt werden.
  • Wer die hier gezeigten Prompts ausprobiert, erhält mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas andere Ergebnisse. Das ist durch die Funktionsweise von Sprachmodellen bedingt, die wir im Text erläutern.
  • ChatGPT ist ein Tool mit bestimmten Schwächen. Daran kann selbst das beste Prompt Design nichts ändern, es führt aber im Rahmen des Möglichen oft zu besseren Ergebnissen.

Tipp # 1: Verwende das neueste Sprachmodell

ChatGPT basiert – ebenso wie viele andere KI-Textgeneratoren – auf einem GPT-Sprachmodell (Generative Pre-trained Transformer). Von GPT existieren verschiedene Generationen. Die jüngste, GPT-4, wurde im März 2023 veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorgänger GPT-3.5 war von einigen Beobachtern ein regelrechter Quantensprung in der Performance erwartet worden. Das hat sich nicht bewahrheitet, dennoch funktioniert GPT-4 in einigen Punkten offenbar besser als GPT-3.5.

Es soll z. B. sprachlich treffsicherer sein und weniger halluzinieren – so nennt man es, wenn ChatGPT mit großem Selbstbewusstsein erfundene „Fakten“ ausspuckt. Während die kostenlose Version von ChatGPT wegen zu hoher Auslastung häufig nicht verfügbar ist, steht ChatGPT Plus (zumindest theoretisch) jederzeit bereit. Allerdings ist die Eingabe auf 50 Prompts alle drei Stunden beschränkt.

GPT-4 ist nur mit dem kostenpflichtigen ChatGPT Plus nutzbar: einfach ganz oben auf der Startseite chat.openai.com den Schalter von GPT-3.5 auf GPT-4 umstellen. Bei der Freeversion von ChatGPT müssen sich Nutzende mit GPT-3.5 begnügen. Wer auf die Bezahlversion upgraden will, braucht eine Kreditkarte und zahlt 20 USD pro Monat (Quelle: OpenAI, Stand Juli 2023). Wann das nächste GPT-Modell erscheint, ist derzeit nicht klar.

Tipp # 2: Probiere Zero Shot, One Shot und Few Shot Prompts aus

Mit „Shots“ sind in diesem Zusammenhang ganz einfach Beispiele gemeint. Zero Shot Prompting bedeutet also: ChatGPT bekommt lediglich eine kurze Frage oder Anweisung ohne Beispiele. So könnte eine Frage etwa lauten:

ChatGPT versteht auch ohne Beispiel, dass die passende Antwort „positiv“ ist. Zero Shot Prompts funktionieren recht gut bei einfachen Aufgaben, für die das Sprachmodell mithilfe seiner Trainingsdaten gut vorbereitet wurde. Nützlich sind sie auch bei Tasks, bei denen eine Beschränkung kontraproduktiv wäre und das Output-Format erst einmal keine große Rolle spielt: beispielsweise beim Brainstorming von Content-Ideen.

Bei speziellen Use Cases, für die das Sprachmodell nicht vortrainiert ist, ist Zero Shot Prompting weniger erfolgversprechend. Dasselbe gilt, wenn der Output in einem bestimmten Format benötigt wird. Dann können One oder Few Shot Prompting die bessere Wahl sein. Bei diesen Verfahren bekommt ChatGPT zusammen mit der Anweisung ein oder mehrere Beispiele. So könnte ein Few Shot Prompt etwa lauten:

Hier zeigt sich übrigens, warum du den Antworten von ChatGPT nicht blind vertrauen solltest (Tipp # 25): Es führt das Vereinigte Königreich als EU-Mitglied auf. Der Hinweis, dass die Datengrundlage 2021 endet, ist keine Entschuldigung, denn Großbritannien war bereits am 31. Januar 2020 ausgetreten.

Von dieser bekannten Schwäche des Sprachmodells einmal abgesehen: Dem Tool zu zeigen, welche Art von Output man von ihm erwartet, steigert die Wahrscheinlichkeit, dass es die Aufgabe zufriedenstellend meistert. Stößt ChatGPT auch mit Few-Shot-Prompts an seine Grenzen, sollten ausgereiftere Prompting-Techniken zum Einsatz kommen.

Tipp # 3: Gib ChatGPT Kontext

Mit Kontext ist alles gemeint, was über den eigentlichen Prompt – also die konkrete Anweisung oder Fragestellung – hinausgeht. Er hilft dem Sprachmodell dabei, seine flexiblen Parameter so zu justieren, dass es für den vorliegenden Input einen sinnvollen Output erzeugen kann. Denn die künstliche Intelligenz (KI) wurde zwar mit einer riesigen Menge an Daten trainiert – unseren speziellen Anwendungsfall kennt sie aber nicht.

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, ChatGPT Kontext zu geben. Entweder schreibt man ihn direkt unter den Befehl, am besten getrennt durch Separatoren wie „““ (Tipp # 7). Oder man unterhält sich eine Weile mit dem Chatbot, bevor man ihn den ersten Befehl ausführen lässt. So kann man ihm Informationen mitgeben oder Konzepte erklären, die er für die Lösung des Problems benötigt. Diese Prompt-Vorbereitung wird auch als „Priming“ bezeichnet (von engl. „prime“ für „erstes“).

Je mehr Kontext, desto besser? Nicht ganz. Es gibt so etwas wie einen „Sweet Spot“ zwischen zu wenig Kontext (ChatGPT findet nicht den richtigen Lösungsansatz) und zu viel Kontext (ChatGPT verhaspelt sich beim Versuch, alle Wünsche zu berücksichtigen, und die Prompt-Erstellung dauert ewig). Hier hilft wie immer nur ausprobieren, was für den jeweiligen Anwendungsfall am besten funktioniert.

Tipp # 4: Beschreibe das Output-Format

Die Anweisung „Schreibe einen Text über Thema XY“ ist für die meisten Anwendungsfälle zu ungenau. Je präziser man dem Tool das gewünschte Format vorgibt, desto brauchbarer ist in der Regel der Output. Einige Beispiele, die ChatGPT in die richtige Richtung lenken können:

  • Definition
  • Ausführliche Erklärung
  • Kurzantwort für einen FAQ-Bereich
  • Schritt-für-Schritt-Anleitung
  • Pro- und Kontra-Tabelle
  • Liste von Unique Selling Propositions
  • Carousel-Content für Social Media
  • Skript für einen Podcast

In einem Follow-up-Prompt (Tipp # 13) kannst du ChatGPT bitten, ein Format in ein anderes umzuwandeln. So macht das Tool z. B. aus einer Aufzählung in einem Textabschnitt eine Bulletpoint-Liste. Ein wenig mit den Formaten zu spielen, ist eine schöne Möglichkeit für die Auflockerung von Texten und Content-Repurposing.

Wer nicht sicher ist, welches Format sich für welche Themenidee und welchen Kanal eignet, kann ChatGPT natürlich fragen. Allerdings sind die Vorschläge meistens nicht sehr originell. Für die konzeptionelle Vorarbeit braucht es nun mal echte Kreativität und Denkleistung – das kann die KI uns bisher nicht abnehmen.

Tipp # 5: Gib die Textlänge vor

Es lässt sich nicht leugnen: Manchmal liegt ChatGPT einfach komplett daneben, ohne dass man die Ursache dafür findet. Auch bei der Wortzahl ist das so. Mit ein und demselben Prompt produziert der KI-Bot mal exakt die geforderten 600 Wörter, mal landet er bei 450 oder noch weniger. (Bricht der Text mitten im Satz ab, hat das meistens damit zu tun, dass das Tool eine kleine Pause einlegt. Beim Klick auf „Continue generating“ geht es weiter.)

Nun ist die Vorgabe einer Wortzahl ohnehin ein eher mittelprächtiger Ansatz für das Schreiben von gutem Content. Wenn nach 450 Wörtern alles gesagt ist, warum dann noch 150 Füllwörter hinzufügen? Das scheint allerdings nicht der Grund zu sein, dass das Tool sich mitunter großzügige Abweichungen erlaubt. Vermutlich können Sprachmodelle einfach nicht gut zählen (auch wenn ChatGPT etwas anderes behauptet 😉).

Einen Versuch ist es trotzdem wert. Der Prompt sollte also – sofern es eine Rolle spielt – eine klare Anweisung zur Textlänge beinhalten. Wer „kurz“, „mittel“ oder „lang“ schreibt, muss damit leben, dass ChatGPT diese Begriffe auf seine Weise interpretiert. Fallen bestimmte Textteile zu kurz oder lang aus, sollte der Bot möglichst konkrete Anweisungen erhalten, wie er sie ergänzen oder kürzen soll.

Tipp # 6: Nenne die Zielgruppe

Für wen ich einen Text schreibe, entscheidet über vieles: die Wortwahl, die Länge, die Komplexität des Aufbaus usw. Darum sollte man auch ChatGPT diese wichtige Information nicht vorenthalten. Praktisch vor allem für Marketer: Man kann sich zunächst von dem Chatbot beim Entwickeln einer sogenannten Persona helfen lassen. Anschließend lässt man ihn Texte speziell für diese typische Kundin bzw. diesen typischen Kunden erstellen.

Die Angabe der Zielgruppe lässt sich übrigens für einen kleinen Hack zweckentfremden: „Erkläre das einem fünfjährigen Kind“ ist ein Prompt, mit dem sich Behördendeutsch, Schachtelsätze oder Fachjargon in simple Erklärungen auf Kindergarten-Niveau verwandeln lassen. Das kann z. B. hilfreich sein, wenn man ein schwieriges Thema recherchiert und die Quellen schneller erfassen will. Der Trick eignet sich auch, um eigenen Content zu challengen: Schließlich ist einfach schreiben gar nicht so einfach.

Tipp # 7: Strukturiere deine Prompts

Dein Prompt sieht aus wie eine Bleiwüste? Dann muss dringend etwas Struktur her. Prinzipiell kannst du alle Gestaltungselemente anwenden, die du auch in einem Blogartikel o. Ä. gebrauchen würdest: Absätze, Listen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen usw. Formatieren lässt sich der Text im Eingabefeld nicht, allerdings kannst du ersatzweise Markdown verwenden (Tipp # 18).

Eine zusätzliche Möglichkeit, Prompts zu strukturieren, sind sogenannte Separatoren. Der ChatGPT-Anbieter OpenAI empfiehlt in seinen Best Practices zur Prompt-Erstellung, Sonderzeichen zwischen Befehl und Kontext zu verwenden. Das signalisiert ChatGPT den Beginn einer neuen Sinneinheit und erleichtert es ihm, die Anweisung von den Zusatzinformationen zu trennen.

OpenAI schlägt dafür die Verwendung von dreifachen Anführungszeichen („““) oder drei Rauten hintereinander (###) vor. Wahrscheinlich würden auch andere Sonderzeichen funktionieren: Wichtig ist vermutlich nur, dass es eine Zeichenfolge ist, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in normalem Text vorkommt.

Tipp # 8: Sei spezifisch

Dieser Punkt ist schnell erklärt. Da ChatGPT keine Gedanken lesen kann, musst du ihm genau sagen, was du erwartest. Wer dem KI-Bot zu viel Spielraum lässt, darf sich nicht wundern, wenn er die Aufgabe frei nach dem Motto „Planlos geht der Plan los“ bearbeitet. Allerdings: ChatGPT hat schon oft bewiesen, dass er auch präzise Anweisungen missverstehen kann. Vielleicht, weil sie ihm dann schon wieder zu präzise sind? Die Verständigung zwischen Mensch und Maschine ist eben keine so einfache Sache!

Tipp # 9: Vermeide Füllwörter

„Könntest du bitte versuchen, zum Thema Thought Leadership erstmal eine schöne Überschrift und einen eher kurzen Einleitungstext zu schreiben? Schreibe bitte danach einen etwas längeren Hauptteil und zum Schluss eine Zusammenfassung, die quasi die gleichen Punkte wie die Einleitung hat, nur irgendwie anders formuliert. Danke!“

In diesem „Prompt“ stecken zahlreiche unwichtige Wörter. Dafür fehlen konkrete Vorgaben. Besser wäre, die Informationen aufs Wesentliche zu beschränken, z. B.:

(Noch besser wäre, ChatGPT nicht gleich den ganzen Text erstellen zu lassen, sondern Schritt für Schritt vorzugehen – siehe Tipp # 14.)

Es ist übrigens nicht notwendig, zu ChatGPT „bitte“ und „danke“ zu sagen (wir haben nachgefragt 😉). Was aber schon sinnvoll ist: Dem Bot mitzuteilen, ob man mit dem Output zufrieden war und auf dieser Grundlage weiterarbeiten will – oder was er konkret verbessern soll. Ein kurzes Lob oder konstruktive Kritik können also helfen, zum gewünschten Ergebnis zu kommen.

Tipp # 10: Verwende positive Formulierungen

„Vitamine sind nicht ungesund“ – da muss man erstmal einen Moment überlegen, was eigentlich gemeint ist. Denn Verneinungen machen Sätze oft unnötig kompliziert. So wie das menschliche Gehirn positive Botschaften schneller verarbeiten kann („Vitamine sind gesund“), scheint auch ChatGPT besser mit positiven Formulierungen zurechtzukommen. Wörter wie „nicht“, „ohne“ oder „kein“ übersieht es gerne mal – und tut dann genau das, was man nicht wollte. Besser also den umgekehrten Ansatz nutzen: „Mach mir 30 Vorschläge“ anstatt „Mach mir nicht weniger als 20 Vorschläge“. ChatGPT meets Psychologie!

Tipp # 11: Editiere deinen Prompt

Bestimmt sind dir schon die Daumen-Icons aufgefallen, mit denen du positives oder negatives Feedback zur Antwort des KI-Bots geben kannst. Weniger bekannt ist das Notepad-Icon, das neben dem eigenen Prompt erscheint, sobald man ihn abgeschickt hat (es zeigt sich nur beim Mouseover). Mit Klick auf das Notepad wird der Prompt in den Bearbeitungsmodus versetzt. Nach dem Ändern lässt er sich mit „Save & Submit“ speichern. ChatGPT generiert die Antwort nun noch einmal neu, allerdings bleiben sowohl der ursprüngliche Prompt als auch die dazugehörige Antwort erhalten: Man kann einfach vor- und zurückblättern und mit der besten Version weiterarbeiten.

Übrigens: Falls du dich schon mal gefragt hast, was das Icon links neben den Daumen ist: Es handelt sich um ein Symbol für „Copy“. Beim Klick verwandelt es sich kurz in ein Häkchen, das anzeigen soll, dass der Inhalt in die Zwischenablage kopiert wurde. Von da lässt er sich mit Strg + V in ein neues Chatfester oder ein Dokument einfügen.

Tipp # 12: Gib ChatGPT eine Rolle

Dieser ChatGPT-Hack gehört zu den wohl am meisten geteilten – und häufig lässt sich damit tatsächlich die Qualität des ausgegebenen Textes verbessern. Der „Rollenspiel-Prompt“ ist eine spezielle Art, ChatGPT Kontext zum Befehl zu liefern. Er könnte z. B. lauten:

Im Idealfall folgen noch einige Details, die dem Bot verdeutlichen, wie genau der Ernährungsplan aussehen soll und was er über die Rezeptideen hinaus enthalten soll (z. B. Nährstoffangaben). Wir konzentrieren uns hier aber nur auf den ersten Satz des Prompts.

Die Idee dahinter: Indem man ChatGPT eine Rolle zuweist, beschränkt man seinen „Wissenshorizont“ auf ein zum Anwendungsfall passendes Niveau. Warum sollte man das tun? Nun: Das Sprachmodell, auf dem ChatGPT basiert, wurde mit einer riesigen Menge an Texten trainiert. Vereinfacht gesagt: Es hat unvorstellbar viele Webseiten und Bücher gelesen. Entsprechend ist es thematisch sehr breit aufgestellt, viel breiter, als es ein Ernährungsberater im echten Leben wäre. Durch das Rollenspiel soll ChatGPT die Perspektive des Experten einnehmen und seine Ausdrucksweise entsprechend anpassen.

Doch woher kommt eigentlich die Idee, ChatGPT eine Rolle zuzuweisen? Tatsächlich hat der Bot „unter der Haube“ bereits eine voreingestellte Rolle. Die „System Role“ zu verändern, ist jedoch nur bei der Verwendung der Schnittstelle (API) möglich. Der oben genannte Hack greift also nicht tatsächlich in die System-Instruktionen ein. Dennoch versteht der Chatbot, was bei einem Rollenspiel-Prompt von ihm erwartet wird.

Interessant vor allem für API-Nutzer:innen:

Die System Role von Sprachmodellen dient dazu, ihr Verhalten in bestimmte Bahnen zu lenken. OpenAI nennt als Beispiel für eine System-Instruktion: „You are an assistant that speaks like Shakespeare.“ Fragt ein User nun nach einem Witz, erzählt der Bot ihn auf einer Art Early Modern English. Ändert man die Rolle, kann das Modell für einen anderen Anwendungsfall verwendet werden. Wenn du sehen möchtest, wie die System Role den Output eines Sprachmodells beeinflusst, kannst du den Playground von OpenAI besuchen. Hier kannst du nach der Anmeldung verschiedene Sprachmodelle des Anbieters ausprobieren und dem System eigene Instruktionen geben.

Tipp # 13: Nutze Follow-up-Prompts

ChatGPTs erste Antwort überzeugt nicht? Nicht gleich aufgeben! Einer der großen Vorteile des Bots ist, dass er kontextsensitiv ist. Das bedeutet: Du kannst dich mit ihm unterhalten und er berücksichtigt bei seinen Antworten auch das, was weiter oben im Chatverlauf steht – zumindest bis zu einer gewissen Grenze.

Tipp # 14 zeigt eine Möglichkeit, Follow-up-Prompts strategisch zu nutzen. Wichtig: ChatGPT kann nur Eingaben und Antworten innerhalb einer Konversation berücksichtigen. Eröffnest du über „New chat“ eine neue Unterhaltung, startest du wieder bei null. Möchtest du Teile einer früheren Konversation in die neue übertragen, musst du copy-pasten.

Tipp # 14: Gehe Schritt für Schritt vor

Oft ist es besser, ChatGPT nicht gleich in deinen gesamten Plan einzuweihen („Schreibe einen Text über Thought Leadership“). Denn bei komplexen Aufgaben sind in der Regel mehrere Zwischenschritte notwendig. Bevor du mit den Eingaben in ChatGPT beginnst, solltest du dir darum genau überlegen, welche Informationen und Anweisungen du dem Tool in welcher Reihenfolge gibst. Du hältst also bestimmte Informationen strategisch zurück, um zu verhindern, dass ChatGPT zu weit in die falsche Richtung läuft.

Nach dem ersten Prompt bekommst du ein Zwischenergebnis, das du ChatGPT mit Follow-up-Prompts (Tipp # 13) verfeinern lässt. Ein guter Start ist häufig ein Brainstorming zum jeweiligen Thema:

Der grobe Entwurf enthält schon viele interessante Ideen. Die nächsten Schritte könnten etwa so aussehen:

  • Ein wenig „aussieben“ und ChatGPT mitteilen, welche Punkte in die Outline des Artikels übernommen werden sollen.
  • Überlegen oder ChatGPT um Vorschläge dazu bitten, welche Themen sich in welchem Format am besten darstellen lassen (Tipp # 4).
  • Sich einige Vorschläge für die Haupt- und Zwischenüberschriften geben lassen und die besten auswählen.
  • ChatGPT die Absätze zu den Überschriften verfassen lassen und sie nach Bedarf verfeinern.
  • Sich zu einigen Absätzen Vorschläge für passende Bilder oder Infografiken geben lassen.
  • Den Text in ein paar Stichpunkten zusammenfassen und einige häufige Fragen in Kurzform beantworten lassen.
  • Ein paar Vorschläge für den Title und die Meta-Description erstellen lassen und die beste Kombination auswählen.

Zwischendurch und am Ende muss so ein Artikel natürlich von Menschenhand geprüft und bearbeitet werden. Denn wie wir schon im ersten Beispiel gesehen haben, ist auf die Antworten von ChatGPT kein Verlass. Davon abgesehen sind es die Erfahrung, die persönliche Meinung und der Stil des Autors bzw. der Autorin, die einen Fachartikel lesenswert machen. Sonst wäre es eben kein Thought Leadership Content! 😉 Für Texte dieser Art sollten ChatGPT und vergleichbare Tools also nur sehr dosiert eingesetzt werden.

Tipp # 15: Nutze Chain of Thought (CoT) Prompting

Chain-of-Thought-Prompting ist der Versuch, Einblicke in die „Denkweise“ eines Sprachmodells zu erlangen bzw. es zu zwingen, eine logische Argumentation aufzubauen. Das ist nur scheinbar möglich, denn Sprachmodelle können nicht denken. Trotzdem haben Versuche gezeigt, dass die Modelle mithilfe dieses Ansatzes eher zu korrekten Lösungen kommen. Er kommt vorrangig zum Einsatz, um Sprachmodellen bei Rechenoperationen (für die sie nicht gemacht sind) auf die Sprünge zu helfen.

Ein beliebtes Beispiel ist die Frage:

ChatGPT gibt inzwischen auch ohne CoT-Prompt die richtige Antwort (57), allerdings gab es Berichte, nach denen das Modell früher häufig angab, dass die Schwester 30 Jahre alt sein müsse (Logik: Mit drei war sie halb so alt wie die Fragenstellerin, also muss sie heute ebenfalls halb so alt sein). Erst nach einem Prompt wie „Erkläre mir alle Zwischenschritte deiner Rechenoperation“ kam ChatGPT auf das richtige Ergebnis.

Mit CoT-Prompting kannst du die Antworten des Tools challengen – z. B.: „Erkläre mir, warum du diese fünf Unterthemen für die wichtigsten hältst.“ Allerdings darfst du seine Antworten nicht mit einem echten Denkprozess verwechseln. Das übersteigt die Fähigkeiten des Modells.

Tipp # 16: Starte einen neuen Chat

Dass ChatGPT in der Lage ist, sich auf den gesamten Verlauf einer Unterhaltung zu beziehen, ist gleichzeitig Fluch und Segen. Oft lässt sich so mit ein paar Follow-up-Prompts das Ergebnis verfeinern. Die Kehrseite der Medaille ist, dass der Bot manchmal ältere und neuere Anweisungen durcheinanderbringt und in eine Art Sackgasse gerät. In so einem Fall ist es besser, einen neuen Chat zu starten.

Tipp # 17: Versuch’s auf Englisch

Es ist anzunehmen, dass GPT-3.5 und GPT-4 vorrangig mit englischsprachigen Daten trainiert wurden. Darum der Rat: When all else fails, switch to English. Manchmal führt das zu besseren Ergebnissen. Der auf Englisch generierte Text lässt sich mithilfe von KI-Übersetzern wie DeepL ins Deutsche übertragen. Eine Nachbearbeitung des so generierten und übersetzten Contents ist in jedem Fall notwendig – siehe Tipp # 25.

Tipp # 18: Strukturiere deinen Input mit Markdown

Die Eingabe in der Chat-Oberfläche erlaubt keine Formatierungen wie Fettungen, Kursivschrift oder gar Überschriften-Formatvorlagen. Mit einem Trick klappt es trotzdem: Markdown ist eine einfache Auszeichnungssprache, mit der du den Input strukturieren kannst. Wenn du mit einem Word-Dokument startest, kopierst du es zunächst in einen Word-to-Markdown-Converter und dann den konvertierten Text in das Chatfenster.

Du kannst ChatGPT nun bitten, weitere Texte mit der gleichen Struktur zu erstellen. Das geht schneller, als sie ihm in einem Prompt zu erklären. Praktisch für die Übersichtlichkeit: Lass dir den Markdown-Text in korrekter Formatierung anzeigen.

Tipp # 19: Verändere die Temperatur

Sprachmodelle haben eine Temperatur-Einstellung. Vereinfacht gesagt ist sie dazu da, die „Kreativität“ eines Textes zu regulieren: Eine niedrige Temperatur führt zu einem konservativeren und erwartbaren Output, eine höhere zu mehr Überraschungen.

Um das zu verstehen, muss man wissen, wie Sprachmodelle grundsätzlich funktionieren: Sie lernen aus Trainingsdaten, welche Wörter in welchen Zusammenhängen am wahrscheinlichsten auftauchen. Genau genommen betrachten sie sogar noch kleinere Einheiten, nämlich Tokens – der Tokenizer von OpenAI veranschaulicht das. Erhält das fertig trainierte Modell nun den Prompt „Vervollständige den Satz: ‚Ein Delfin kann …‘“, greift es auf eine Liste an wahrscheinlichen Begriffen zurück, etwa:

  1. schwimmen
  2. tauchen
  3. springen
  4. jagen
  5. kommunizieren

Bei einer Temperatur von 0 wird es den Satz immer mit dem wahrscheinlichsten Begriff vervollständigen. Egal, wie oft man die Anfrage stellen würde, der Output wäre immer „Ein Delfin kann schwimmen.“ Erhöht man die Temperatur, greift das Modell auch auf unwahrscheinlichere Begriffe zurück. Stellt man die Anfrage mehrmals hintereinander, bekommt man also unterschiedliche Antworten. Die maximale Einstellung liegt in üblichen Sprachmodellen bei 1 oder 2. Bei hohen Werten sind die Antworten völlig unberechenbar. Das kann bei bestimmten Aufgaben durchaus erwünscht sein, denn auf diese Weise lässt sich Kreativität simulieren. Ein Gedicht über einen lachenden Delfin fänden die meisten Menschen wahrscheinlich spannender als eines über einen schwimmenden Delfin!

Nun der Dämpfer: Als End-User:in von ChatGPT kannst du die voreingestellte Temperatur des Sprachmodells nicht verändern. Ebenso wie bei der System Role (Tipp # 12) ist das nur mit der Schnittstelle möglich. Aber: Der AI-Bot versteht, was du meinst, wenn du ihn bittest, die Temperatur seiner Antworten zu verändern. So schlägt er mir zur Bekämpfung des Klimawandels beispielsweise vor, erneuerbare Energien zu fördern (Temperatur 0,1) oder grüne Städte mit vertikalen Gärten zu schaffen (Temperatur 1).

Spaßeshalber lässt sich die Temperatur sogar auf 10 („Mikrochips kommunizieren mit Pflanzen“), 100.000 („Klimazeitreisende korrigieren historische Fehler“) oder mehr hochdrehen. ChatGPT weist dann darauf hin, dass es sich hierbei nur um eine hypothetische Einstellung zu Illustrationszwecken handelt. Aber es funktioniert. Um einen langweiligen Text etwas aufzupeppen, könnte es also genügen, dem Prompt z. B. ein kurzes „Temperatur: 0,7“ hinzuzufügen.

Tipp # 20: Lass dir Code Snippets ausgeben

ChatGPT kann auch Code schreiben – oder ihn analysieren, testen, optimieren und übersetzen. Seit kurzem ist mit dem Plus-Abo der Code Interpreter verfügbar, ein neues Modell, das z. B. mathematische Berechnungen durchführen, Daten analysieren, Diagramme erstellen und Python in einer Sandbox ausführen kann. Praktisch sind die Funktionen rund ums Coding etwa für die Automatisierung von SEO-Tasks und für Digital Marketing Analyst:innen.

Tipp # 21: Schreibe „im Stil von“

Ein Gartenratgeber von Shakespeare, ein weiser Karriereratschlag von Yoda oder ein Chat mit Elvis höchstpersönlich – KI macht’s möglich. Wer hat ChatGPT noch nicht im Stil berühmter Figuren über die profansten Themen schreiben lassen und sich köstlich amüsiert?

Dieser vielgeteilte Tipp lässt sich aber auch für seriösere Anwendungsfälle nutzen. Angenommen, ich bin Kolumnistin. Ich stelle der KI meine bisherigen Texte zur Verfügung und bitte sie, einen weiteren Beitrag in meinem Stil zu schreiben. So spare ich mir die Arbeit, dem Tool zuerst zu erklären, wie genau es den Text schreiben soll. Ein alternativer Weg, falls das nicht gut klappt: Den eigenen Schreibstil analysieren lassen und die von ChatGPT verwendeten Beschreibungen nutzen, um einen Prompt zu verfassen.

Achtung: Wer so vorgeht, sollte sich darüber bewusst sein, dass OpenAI den Input der Anwender:innen für das Training seiner Sprachmodelle nutzt. Wem das nicht recht ist, der kann es zwar in den Einstellungen unterbinden, muss dann allerdings auf die Chat-Historie verzichten.

Tipp # 22: Lass dir von ChatGPT beim Prompts schreiben helfen

Mit AIPRM gibt es eine Browser-Erweiterung, die du dir kostenlos im Chrome Web Store herunterladen kannst und die dir in ChatGPT Zugriff auf tausende vorgefertigte Prompts gibt. Klickst du z. B. eine Vorlage für einen SEO-optimierten Artikel an, bekommst du die Aufforderung, ein Keyword oder einen Titel in das Eingabefeld zu schreiben – und schon legt ChatGPT mit der Erstellung des Textes los. Achtung: Für spezielle Anwendungsfälle sind die Templates zu allgemein.

Es geht aber auch anders: Du kannst einen Prompt entwerfen und ChatGPT bitten, Verbesserungsvorschläge zu machen. Oder du nutzt eine Art Reverse-Engineering-Ansatz: Gib einen Beispieltext ein und frage, wie der Prompt lauten müsste, mit dem du diesen Text erstellen könntest (oder: mit dem er erstellt wurde). Noch eine Variante: Such dir einen Text heraus, der sich stilistisch oder inhaltlich als Vorlage für dein Projekt eignet, lass ihn analysieren und verwende die Begriffe, die ChatGPT nutzt, in einem Prompt.

Tipp # 23: Organisiere deine Konversationen

Im Vergleich zu teureren KI-Tools wie Jasper, Frase & Co. bietet ChatGPT weniger Möglichkeiten, Projekte übersichtlich abzulegen. Immerhin diese Optionen gibt es:

  • Chats umbenennen
  • einzelne Chats löschen
  • komplette Chat-Historie löschen
  • alle Chats als .zip-Ordner exportieren
  • Link zu einem Chat erstellen

Den Link zu einem Chat erstellst du über den Share-Button, der beim Klick auf den Chat-Namen sichtbar wird. Das ist praktisch, um die Unterhaltung z. B. mit Kolleg:innen zu teilen. Wer den Link hat, kann die jeweilige Konversation mit ChatGPT in seinem eigenen Account fortführen. In einem Plus-Account mit aktiviertem Browsing (Tipp # 24) kannst du den Link auch in ein neues Chatfenster kopieren, um dir z. B. die gesamte Konversation zusammenfassen zu lassen. Dasselbe kannst du natürlich auch direkt im ursprünglichen Chat versuchen, ChatGPT erinnert sich aber je nach Länge der Unterhaltung nicht an den gesamten Kontext (siehe Tipp # 13).

Den Export als .zip-File machst du über Settings – Data Export. Mit einem AIPRM-Account (Tipp # 22) bekommst du die Möglichkeit, einzelne Chats als .md-Datei zu exportieren. Das ist eine Nur-Text-Datei, die du nach dem Download mit einem Texteditor wie Microsoft WordPad öffnen kannst. Die Ablage auf deinem Rechner kann z. B. sinnvoll sein, wenn du einen besonders gut funktionierenden Prompt sichern möchtest.

Tipp # 24: Verwende Plugins

Der fehlende Internetzugang ist ein deutliches Manko der Research-Version von ChatGPT. Denn ohne ihn hat das Tool keine Kenntnisse der Welt nach 2021 und gibt entsprechend veraltete Antworten. In der Plus-Version gibt es dafür eine Lösung: Die Beta-Funktion „Browse with Bing“. Es ist damit z. B. möglich, ChatGPT eine URL zu geben und deren Inhalt analysieren zu lassen. Allerdings kann das Browsing vorübergehend deaktiviert sein, denn die Anbindung an das Netz verursacht mitunter Probleme.

Browse with Bing ist aber längst nicht die einzige Erweiterung der ChatGPT-Funktionalität. Laut diesem Verzeichnis von Plugins für ChatGPT gibt es Stand Juli 2023 bereits um die 500 dieser kleinen Zusatzprogramme – und es werden täglich mehr. Zugegeben: Nicht alle sind im beruflichen Kontext sinnvoll. Darum hier nur eine kleine Auswahl von Plugins, die für Anwendungsfälle im SEO und Content Marketing hilfreich sein könnten:

  1. daigr.am: zum Erstellen von Diagrammen, Grafiken und mehr
  2. Wolfram: für komplexere Berechnungen und wissenschaftliche Fakten
  3. Link Reader: liest Link-Inhalte aus, z. B. Websites, PDFs und Präsentationen
  4. VoxScript: erstellt unter anderem Transkripte von YouTube-Videos
  5. Photorealistic: schreibt Prompts für den KI-Bildgenerator Midjourney

ChatGPT-Plus-Abonnent:innen können nach Belieben Ausprobieren!

Tipp # 25: Nachbearbeitung is key!

KI-generierter Text muss immer, wirklich immer, nachbearbeitet werden. Der Sprachstil lässt oft zu wünschen übrig, doch das ist nicht das größte Problem. Die größere Gefahr sind plausibel klingende Texte, in denen es vor Falschaussagen und Ungenauigkeiten nur so wimmelt. Ein gründlicher Faktencheck ist also das absolute Minimum, wenn man KI-Texte veröffentlicht oder konsumiert. Durch sorgfältiges Prompting lässt sich den sogenannten Halluzinationen zwar ein Stück weit vorbeugen, aber ganz verhindern lassen sie sich nicht. Dieser Artikel zu den Chancen und Herausforderungen der Texterstellung mit KI erklärt, warum die Tools „lügen“ und welche weiteren Fallstricke es bei der Arbeit mit ChatGPT & Co. zu beachten gilt.

 

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Christina Horst

Christina ist Senior-Content-Managerin bei Claneo. Sie unterstützt B2C- und B2B-Kund:innen aus dem DACH-Raum bei der Content-Erstellung und gibt Workshops für das Upskilling von SEO-Redaktionsteams. Bei Claneo ist sie unter anderem für die Tests von AI-Tools für die Content-Erstellung verantwortlich.

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