Custom Instructions bei ChatGPT – mit Beispielen
2. Oktober 2023
ChatGPT hat sich im Kontext der künstlichen Intelligenzen als eine der führenden Technologien etabliert. Ein Merkmal ist die ständige Erweiterung des Tools um neue Funktionen, die den User:innen mehr Flexibilität und Möglichkeiten zur individuellen Anpassung geben sollen. In diesem Zuge sind seit August 2023 auch die sogenannten „Custom Instructions“ verfügbar. Doch was verbirgt sich dahinter?
In diesem Beitrag erläutern wir anhand von zwei eigenen ersten Testläufen, wie Custom Instructions bei ChatGPT funktionieren. Wir zeigen an diesen konkreten Beispielen ihren Mehrwert, aber auch ihre Mängel auf. Dabei konzentrieren wir uns auf die Texterstellung. Es gibt natürlich noch viele andere Anwendungsmöglichkeiten für Custom Instructions – wir werden weitere testen!
Falls du dich zum ersten Mal mit einem Tool wie ChatGPT beschäftigst, sieh dir zunächst unsere allgemeinen Überlegungen zu KI in der Content-Erstellung an. Die Chancen und Herausforderungen, die wir darin diskutieren, gelten auch für die Arbeit mit Custom Instructions.
Inhaltsverzeichnis
ToggleWas sind Custom Instructions bei ChatGPT?
Custom Instructions, zu Deutsch etwa „individuelle oder maßgeschneiderte Anweisungen“, sind spezifische Instruktionen bzw. Voreinstellungen, die du ChatGPT gibst, um seine Antworten zu beeinflussen oder zu leiten. Sie fungieren als Richtlinien, die dem Tool dabei helfen, Antworten in einem gewünschten Stil, Ton oder Format zu liefern.
Stellen wir uns ChatGPT als einen erfahrenen Mitarbeiter vor, der über ein immenses Wissen verfügt. Er beantwortet viele deiner Fragen so, wie es einem allgemeinen Standard entspricht. Doch mit Custom Instructions kannst du ihm genauere Anweisungen zu der Art geben, wie er antworten soll. Vielleicht möchtest du, dass er in einem formellen Ton spricht, bestimmte Themen, Personas oder Hintergründe berücksichtigt oder bestimmte Inhalte in seine Antwort einbezieht – genau hier kommen die Custom Instructions ins Spiel.
Was ist der Unterschied zwischen „normalen“ Chats und Custom Instructions?
Im Gegensatz zu den üblichen Interaktionen, bei denen ChatGPT versucht, basierend auf den ihm bekannten Daten am besten zu antworten, ermöglichen Custom Instructions eine präzisere Steuerung des Outputs. So erhalten die User:innen maßgeschneiderte Antworten und stellen sicher, dass das Modell in einer bestimmten, gewünschten Weise reagiert. Es ist, als würdest du dem Tool eine spezifische „Brille“ aufsetzen, durch die es die Welt – oder zumindest die gestellte Frage – betrachtet.
Aber das konnte ChatGPT auch schon vorher – mit cleverem Prompt Design lässt sich die KI doch sowieso in jede beliebige Richtung steuern, oder nicht? Doch. Der Unterschied: Die Custom Instructions lassen sich im Tool hinterlegen. Es greift bei jedem neuen Chat auf die Angaben zurück und du musst nicht, wie beim Standard-Chat, jedes Mal von vorne anfangen, einen Prompt zu schreiben. Es gibt sogar die Möglichkeit, unterschiedliche Profile anzulegen, z. B. für verschiedene Kunden. Dazu später mehr.
Wie stellt man Custom Instructions ein?
Vorweg: Custom Instructions stehen mittlerweile (Stand: September 2023) allen ChatGPT-User:innen zur Verfügung, auch wenn sie nur mit einem kostenlosen Account arbeiten.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Einstellen von Custom Instructions
- Bei ChatGPT einloggen.
- Auf die drei Punkte neben dem eigenen Account-Namen klicken.
Abb. 1: Nach den drei Punkten neben deinem Account-Namen auf „Custom Instructions“ klicken.
- In dem Fenster, das sich daraufhin öffnet, auf „Custom Instructions“ klicken.
- Im nächsten Fenster die Instruktionen eingeben.
Abb. 2: Hier lassen sich Informationen über dich oder dein Projekt sowie Anweisungen für die Art der Antwort eintragen.
- Nach dem Eintragen „Enable for new chats“ auswählen bzw. ausgewählt lassen und auf „Save“ klicken. Das Profil ist nun in deinem Account hinterlegt. Jeder neue Chat wird auf diesen Anweisungen basieren. Wenn du das nicht möchtest, kannst du die Funktion über den Button „Enable for new chats“ auch ausschalten.
Wie legt man mehrere Custom-Instructions-Profile in einem Account an?
Du bedienst unterschiedliche Kund:innen und hast somit viele verschiedene Projekte? Dann installiere das Plugin Super Power ChatGPT – damit kannst du in einem Account mehrere Profile anlegen. Sobald du dann einen neuen Chat aufrufst, hast du die Möglichkeit, zwischen deinen Profilen auszuwählen.
Wie formuliert man Custom Instructions bei ChatGPT?
Wie in Abbildung 2 zu sehen, stellt ChatGPT zwei Fragen, die du jeweils mit bis zu 1500 Zeichen beantworten kannst.
Frage 1: Was soll ChatGPT über dich wissen, damit es bessere Antworten geben kann?
Frage 2: Wie soll ChatGPT antworten?
Im ersten Feld gibst du Hintergrundinformationen über dich ein. Das Tool macht bereits einige Vorschläge:
- Wo ist dein Standort?
- Welchen Job machst du?
- Was sind deine Hobbys und Interessen?
- Worüber kannst du stundenlang reden?
- Was sind deine Ziele?
Diese Informationen kannst du je nach Bedarf individuell anpassen. Trage z. B. dein Unternehmen und die Branche ein (das klassische „Über uns“) und gib dem Tool Hintergrundinformationen zu dem Projekt, das du bearbeiten möchtest (z. B. Textsorte, Zielgruppe, Plattform usw.).
Im zweiten Feld definierst du die Art des Outputs, den du von ChatGPT erwartest. Das Tool schlägt vor:
- Soll ChatGPT eher formell oder informell antworten?
- Wie lang sollen die Antworten im Allgemeinen sein?
- Welche Anrede soll ChatGPT wählen?
- Soll ChatGPT eigene Meinungen äußern oder neutral sein?
Hier ist also der richtige Ort, um die gewünschte Tonalität und weitere Formalia zum Text zu hinterlegen.
Custom Instructions: Beispiele
Einkaufslisten und Mahlzeitenpläne
Beginnen wir mit einem ganz einfachen Beispiel: Das Profil „Einkaufslisten und Mahlzeitenpläne“ enthält nähere Angaben für eine sechsköpfige Familie.
Abb. 3: Custom-Instructions-Beispiel für Einkaufslisten und Mahlzeitenpläne für eine sechsköpfige Familie
Ein Prompt, den du mit diesem Profil verwenden könntest, wäre z. B.: „Bitte erstelle eine Einkaufsliste für eine Woche.“ ChatGPT antwortet mit: „Natürlich, hier ist ein einwöchiger Einkaufsplan, der auf eure sechsköpfige Familie zugeschnitten ist, mit Berücksichtigung von drei Vegetariern und drei Personen, die auch Fleisch und Fisch essen.“ Es folgt eine Einkaufsliste, die in puncto Mengen und Arten von Nahrungsmitteln auf den ersten Blick geeignet scheint.
Als nächsten Prompt im selben Chat könntest du eingeben: „Erstelle daraus einen Mahlzeitenplan mit Frühstück, Mittagessen und Abendessen für eine Woche.“ Heraus kommt ein nach Tagen aufgeschlüsselter Plan, hier nur der Montag als Beispiel:
Abb. 4: Beginn eines mit Custom Instructions erstellten Mahlzeitenplans
Weitere Verfeinerungen sind denkbar, beispielsweise: „Ergänze den Mahlzeitenplan um Mengenangaben, Nährwerte und Rezepte für die Zubereitung der Mahlzeiten.“ Dass ChatGPT nicht immer korrekte Angaben liefert, musst du allerdings auch in diesem Fall im Hinterkopf behalten.
Sämtliche Verfeinerungen lassen sich auch direkt im Profil hinterlegen, sofern du dort noch genügend Platz hast (bedenke die Begrenzung auf 1500 Zeichen). Dann musst du jede Woche nur noch den Prompt „Erstelle eine Einkaufsliste und einen Mahlzeitenplan für die kommende Woche“ eingeben. Im Testlauf kamen dabei eine Einkaufsliste, ein Plan mit drei Mahlzeiten pro Tag sowie drei sehr rudimentäre Rezepte mit Nährwertangaben heraus, mit dem Hinweis, dass weitere Rezepte auf Wunsch nachgeliefert werden können. Eingekauft und nachgekocht haben wir das Ganze nicht – also gibt’s keine Gewähr.
Content-Erstellung Online-Lebensmittelhandel
Das nächste Beispiel wirft von vornherein ein grundsätzliches Problem von ChatGPT auf – mit konkreten Angaben zur Wortanzahl eines Textes kann das Tool nicht umgehen. Das Profil:
Abb. 5: Zwischenschritt im Anlegen eines Custom-Instructions-Profils für einen Online-Lebensmittelhandel
Auf den simplen Prompt „Erstelle einen Kategorietext zum Thema Whisky“ erscheint nun ein mit knapp 500 Wörtern zu kurzer Text, der zudem einige der für ChatGPT üblichen Halluzinationen enthält. Wie bei allen Versuchen der Texterstellung mit KI gilt natürlich auch bei Custom Instructions: Die Ergebnisse müssen immer sorgfältig auf Korrektheit überprüft werden! Als Gerüst ist der Text aber durchaus brauchbar.
Das Profil bzw. das zweite Feld wurde in unserem Testlauf in folgenden Schritten angelegt und verfeinert:
- Zuerst nur: „Berücksichtige bei allen Texten die Schweizer Schreibweise und die Anrede Sie. Jeder Kategorietext soll mindestens 700 Wörter lang sein.“
- Dann ergänzt mit einem Link zu einem bereits in der Chat-Historie vorhandenen Chat, um dem Tool ein Vorbild mitzugeben (siehe Abb. 5).
- Weiter verfeinert um folgende Anweisung: „Beziehe in jedem Text Informationen über die Herkunft, Herstellung, Verarbeitung, die verschiedenen Arten oder Typen des Lebensmittels oder Getränks sowie mögliche Zubereitungsarten mit ein.“
Du hast– im Prinzip wie beim Prompt-Schreiben – auch bei Custom Instructions die Möglichkeit, die Informationsbasis im Profil immer weiter zu verfeinern. Das Ergebnis im Fall Whisky variiert allerdings im Verlauf der Verfeinerung nicht sehr stark. Bei unseren ChatGPT-Tests (ohne Custom Instructions) haben wir schon öfter festgestellt, dass das Tool bessere Ergebnisse liefert, wenn man einen längeren Text in kleinere Einheiten aufbricht – sich also zuerst eine Gliederung erstellen lässt und dann Kapitel für Kapitel neue Anweisungen in den Chat schreibt.
Fazit
Die ersten Testergebnisse zeigen, dass auch Custom Instructions kein Zaubermittel sind, um perfekte Texte zu erstellen. Nach wie vor sind viel Faktencheck und Nacharbeit nötig, und je komplexer die Themen werden, desto aufwendiger ist auch die Gestaltung eines passenden Profils. Dennoch lassen sich auch klare Vorteile erkennen: Vor allem Personen, die für unterschiedliche Kunden oder Projekte tätig sind, können sich mit Custom Instructions eine Basis erschaffen, die das Prompt Engineering für jeden einzelnen Textauftrag ersetzt – stattdessen sind nur noch kurze Prompts erforderlich, da die meisten oder doch viele der erforderlichen Informationen bereits im jeweiligen Profil hinterlegt sind.