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Recap: SEODAY 2024

21. November 2024

Wann trifft man jemals so viele SEO-Nerds im Fußballstadion? Vermutlich nur, wenn Fabian Rossbacher wieder nach Köln einlädt. Mindestens bei der Location hat der SEODAY Cologne vielen Branchentreffen etwas voraus: Die ClubLounge im RheinEnergieSTADION des 1. FC Köln sorgt für angenehme Wege zwischen den einzelnen Räumen, bietet aber gleichzeitig durch den fantastischen Blick ins Innere des Stadions auch Ablenkungspotenzial, dem die über 30 angekündigten Vorträge mit Themen von KI über Barrierefreiheit bis hin zu Change-Management zum Glück genügend Power entgegenzusetzen haben sollten. 

Abbildung 1: Der Ausblick ins Innere des RheinEnergieSTADIONs

Nebelhorn im Stadion: KI ruft, aber hört Google zu?

Pünktlich zum Start um 09:00 Uhr morgens sind Speaker und Publikum bester Laune, die Location selbst aber in dichten Nebel gehüllt – vielleicht ein erstes Vorzeichen auf den angeblichen Status Quo der Branche und die Antwort auf die Frage, die sich auch beim Vortrag von Johannes Beus in möglichst provokanter Form wiederfindet: „Ist SEO jetzt endlich tot?“  

Abbildung 2: Das RheinEnergieSTADION im morgendlichen Nebel

„Google AI vs. SEO: Wie sieht die Suche der Zukunft aus?“: Der SISTRIX-Gründer liefert mit einem der ersten Vorträge des Tages eine Art Aufwärmprogramm und Kurzüberblick über die aktuelle Transformation der Suchmaschinen und drückt gleichzeitig auf die Panikbremse: Aus seiner Sicht wird Google zumindest vorerst stark bleiben und inwiefern die Nutzenden tatsächlich bereit sind, ihre Suchgewohnheiten mit Blick auf KI zu ändern, bleibt noch abzuwarten. Auch für Bing wurde mit Integration der ersten AI-Features die startende Aufholjagd zu Google prophezeit das Ergebnis sieht bislang anders aus. 

Beus zeichnet drei mögliche Szenarien für die (nahe) Zukunft der Onlinesuche:  

  • Status Quo bleibt bestehen: KI verändert die bestehenden Suchgewohnheiten kaum bis gar nicht und Google behält die eigene Stellung. 
  • KI-Suchmaschinen werden neuer Standard: Search GPT, Perplexity & Co. erzielen durch deutliche Vorteile bei der Sucherfahrung hohe Marktanteile. 
  • Weiterentwicklung durch Entschleunigung: Google behauptet die eigene Position durch schrittweise Integration von KI-Features, ohne die Nutzenden durch eine vollständig veränderte Sucherfahrung abzuschrecken. 

Mit Blick auf Google-KI-Features im Hier und Jetzt fokussiert sich Beus in seinem weiteren Vortrag vor allem auf die AI Overviews. Er geht davon aus, dass Googles AI-Antworten die klassischen Suchergebnisse und Featured Snippets zunehmend verdrängen werden und gibt deshalb drei zentrale Tipps mit auf den Weg:  

  • AI-Crawler sollten nicht via robots.txt blockiert werden, um die eigenen Inhalte auch für AI-Overviews nutzbar zu machen.  
  • Googles AI-Ansatz bevorzugt Inhalte von starken Marken – E-E-A-T, Markenbildung und positive Erwähnungen gewinnen dadurch weiterhin an Bedeutung. 
  • Google nutzt für die AI-Overviews größtenteils Domains, die bereits umfassend in den SERPs vertreten sind. Hochwertige, einzigartige Inhalte stellen also weiterhin den Mittelpunkt dar, um auch in den AI-Overviews erfolgreich zu sein. Generische Zusammenfassung werden es zunehmend schwieriger haben. 

Nach Johannes Beus Vortrag stellt sich also schnell heraus: SEO scheint tatsächlich noch zu leben, interessante Diskussionsthemen gibt es mehr denn je und die „AI im Vortragstitel“-Quote für den restlichen Tag liegt bei knackigen 40%. Zwei Franzbrötchen vom üppigen Frühstücksbuffet geschnappt und es kann weitergehen. 

Abbildung 3: Heimliches Highlight – das Frühstücksbuffet

Affiliate-Links bei Perplexity & Wie funktioniert Google eigentlich wirklich? 

Gestorben wird nicht nur im Vortrag von Johannes Beus, sondern auch bei Marcus Tober (SVP Enterprise Solutions bei SEMRush): „RIP Google, gestorben an der eigenen Habgier“ liest man auf einer der Slides seines Vortrags mit der harten Ausgangsfrage: „Befinden wir uns im Unterbietungswettlauf in der organischen Suche?“  

Was damit gemeint ist: Durch den zunehmenden Anteil an KI-basierten Suchanfragen (u. a. ChatGPT Search & Perplexity AI) wird es mit der Zeit immer herausfordernder, signifikanten Traffic via Suchmaschinen zu generieren, da KI-Features – und dementsprechend auch die relevanten Antworten – immer stärker in die Suchergebnisse integriert werden. Auch Tober sieht aber weiterhin eine relevante Zukunft für Google und auch „klassisches“ SEO. Sein Fazit: „Was gut für SEO ist, ist höchstwahrscheinlich auch gut für LLMs.“ Sollte der Marktanteil von KI-Suchmaschinen weiter wachsen, müssen SEOs zwar zunehmend mehr auf die Optimierung für Large Language Models (LLMs) achten, SEO wird jedoch wichtig bleiben und mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv auf die Optimierung für LLMs einzahlen.  

Ein interessantes Finding gibt es als Bonus: Tober zeigt, dass Perplexity bereits jetzt augenscheinliche Affiliate-Links in den Suchergebnissen platziert und den Fokus der Nutzenden unter anderem durch gezieltes Ein-/Ausblenden von Sternebewertungen beeinflussen möchte. Ein weiterer Hinweis, wie die Zukunft der bezahlten Platzierung von Inhalten in den KI-Suchen aussehen könnte? 

Memes & Lügen: So funktioniert Google 

Die vielleicht ambitioniertesten Pläne des Vormittags bringt Mario Fischer mit: Innerhalb von 30 Minuten führt er angebracht Meme-lastig durch seine Erkenntnisse zu ausgewählten Attributen aus den Leaks zum Google Ranking Warehouse. Im Schnelldurchlauf wird dabei nicht nur die Vortragsfrage „Wie funktioniert Google wirklich?“ zu einem kleinen Teil beantwortet, sondern auch unterhaltsam aufgezeigt, an welchen Stellen uns Google seit Jahren (oder Jahrzehnten?) belügt. 

Auch wenn Mario Fischers Vortrag zu meinen persönlichen Highlights des Tages zählt, lässt sich die Fülle an Informationen leider kaum würdig zusammenfassen. Deswegen folgen hier sein persönliches Fazit und die Empfehlung, die er dem Publikum mit auf den Weg gibt: 

  1. Um am SEO-Ball zu bleiben, sollten wir alle ein stärkeres Know-How dafür aufbauen, wie Google arbeitet und funktioniert.  
  2. Wenn jede:r nur eine einzige Sache vom SEODAY mitnimmt, dann bitte notebooklm.google.com als neues Tool für den eigenen Arbeitsalltag. 

Hands-on-SEO: Es gibt auch noch Pragmatismus! 

Dass auch das SEO-Tagesgeschäft in der Fülle an KI-Themen und großen Fragestellungen nach wie vor für viel Interesse sorgt, zeigt mindestens die hohe Anwesenheit bei den Vorträgen von Laura Piccolomo und Stefan Fischerländer.  

Laura Piccolomo nutzt ihren Vortrag „Beyond boarders: Dank barrierefreier Website die eigene Zielgruppe vergrößern“ dazu, uns einerseits auf die Auswirkungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) vorzubereiten und ein paar Tipps zur direkten Umsetzung mit auf den Weg zu geben. Gleichzeitig geht es aber darum, neue Perspektiven für das Thema barrierefreie Webseiten mitzugeben und diese an Tipps zu koppeln, die sich am nächsten Tag sofort umsetzen lassen.  

Stefan Fischerländer plädiert im Rahmen von „11 SEO-Maßnahmen aus der Google Search Console ableiten – ganz ohne API“ für einen Data-driven Arbeitsansatz innerhalb Googles eigenem Analysetool und zeigt, dass es nicht immer das große Data Warehouse braucht: Wer einen klaren Prozess für die Arbeit in der GSC etabliert und pragmatisch an Analysen herangeht, bleibt besser handlungsfähig – auch ohne komplexe Tools und Prozesse.  

Innerhalb von 30 Minuten sprintet er durch eine Reihe von Hands-On-Tipps und liefert dabei einen optimalen Crash Course zur RegEx-Nutzung in der GSC und gibt wertvolle Tipps zur Datensegmentierung (z. B. gezielte Eingrenzung von URLs durch Auswahl des Anfangsbuchstabens via RegEx, Analyse von Long Tail Keywords durch Filterung der Wortanzahl oder die Betrachtung der internen Verlinkung direkt über den „Links“-Bereich der GSC).
Das Endergebnis: Vermutlich der Vortrag des Tages, bei dem auch der/die erfahrenste SEO im Raum noch mindestens eine Sache für den nächsten Arbeitstag mitnehmen konnte – und viele neue RegEx-Fans. 

Screaming Frog 🤝GP

Wie sich KI-Ansätze und Hands-on-SEO direkt verbinden lassen, zeigt Stefan Dandörfer im Rahmen seines Vortrags „KI-gestützte SEO: Effiziente Workflows mit Screaming Frog und GPT“. Sein Fokus: Effizienzsteigerung bei der Analyse von Website-Content. Dazu führt er kurz durch die technischen Schritte, um die GPT-API in Screaming Frog zu integrieren und die Synergie aus Crawling bzw. Datenaggregation (Screaming Frog) und Interpretation bzw. Generierung (GPT) für den eigenen Arbeitsalltag zu nutzen.  

Dandörfer findet dabei einen sehr guten Mittelweg, um auch SEOs mit weniger technischem Background zu verdeutlichen, wie sie individuelle Prompts für sich nutzen können. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen zwei Praxisbeispiele: Eine automatische Generierung von Produktbeschreibung aus bestehenden technischen Datenblättern und die Identifikation inhaltlicher Content-Lücken anhand einer Analyse von Googles „People also asked“-Fragen und einer Gegenüberstellung der im eigenen Content enthaltenen Antworten.  

Key-Learnings, die Dandörfer während der Entwicklung des Prozesses mitgenommen hat:  

  • Iteratives Prompting: Prompts müssen teilweise kleinteilig angepasst werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen. 
  • Ausgewählte URL-Listen verwenden: Größere Websites sollten selektiv gecrawled werden, um API-Kosten einzusparen. 
  • Manuelle Qualitätsprüfung: Die Synergien sorgen zwar für eine Effizienzsteigerung, eine detaillierte Prüfung der Outcomes ist aber nach wie vor unerlässlich. 

Zum Abschluss betont Dandörfer nochmals, dass der KI-Einsatz im Moment vor allem für die Analyse und Verbesserung bestehender Inhalte eingesetzt werden sollte, nicht aber für Massenproduktion.
 

Abbildung 4: Ciao SEODAY, hoffentlich bis nächstes Jahr!

Meine Perspektive & Fazit 

Der SEODAY schafft es, innerhalb eines Tages einen wirklich flächendeckenden Überblick über die aktuellen Themen und großen Fragen der SEO-Welt zu geben. Hier und da hat man zwar das Gefühl, dass die 25-30 Minuten pro Vortrag bei ambitionierteren Thesen ein Stück zu knapp bemessen sind, gleichzeitig bleibt am Ende des Tages aber auch das Gefühl bestehen, wirklich viel mitgenommen zu haben und unterschiedlichste Perspektiven kennengerlernt zu haben. 

Der Vortrags-Mix aus großen, übergreifenden Fragestellungen und pragmatischen Tipps für die alltäglichen Arbeitsherausforderungen funktioniert hier sehr gut und sorgt dafür, dass man trotz enger Taktung aufnahmefähig bleibt. Ich freue mich darauf, die neuen Ideen und Perspektiven mitzunehmen und hoffentlich auch beim nächsten SEODAY wieder mit dabei zu sein. Danke für einen wunderbar gelungenen Tag!
 

Franzbrötchen-Endstand: 6. 

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Steffen Wals

Steffen ist SEO-Analyst bei Claneo und unterstützt Kund:innen in vielen Bereichen der Suchmaschinenoptimierung, einschließlich Content, technischem und internationalem SEO.

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Quadrate und Foto von lächelnder Mitarbeiterin
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