SMX Advanced 24 Recap: Die Highlights über KI, Reddit & Co.
10. Oktober 2024
Im September fand die SMX Advanced 24 in Berlin statt. Zwei Tage vollgepackt mit SEO-Insights in einer schönen Location – da braucht es schon etwas Zeit, um alles zu verarbeiten. Hier präsentieren wir euch die vier spannendsten Vorträge.
Inhaltsverzeichnis
ToggleMike King: AI-Powered Search: Strategien für morgen, die ihr heute schon nutzen könnt
Mike King, der Kopf hinter iPullRank, hat einmal mehr alle in seinen Bann gezogen. Sein Vortrag über KI und Suche bot selbst für erfahrene SEO-Profis viele neue Erkenntnisse und Denkansätze.
Vektorraum-Modell und semantische Suche
Mike erklärte nochmal, dass Suchmaschinen auf dem Vektorraum-Modell basieren. Er betonte den wichtigen Shift von „lexical“ zu „semantic“ SEO. Obwohl Word2Vec und Hummingbird keine Neuheiten sind, argumentierte Mike, dass viele SEOs und Tools immer noch in alten „lexical“ Mustern feststecken.
Er erläuterte detailliert, wie Suchanfragen und Webseiten in einem mehrdimensionalen Raum angeordnet werden, was komplexe mathematische Berechnungen zwischen Wörtern ermöglicht. Das Word2Vec-Modell, das Wörter in mathematische Vektoren umwandelt, war der Grundstein für Googles Hummingbird-Update und markierte den Übergang zur semantischen Suche.
Beispiel:
Vektor-Embeddings – die Zukunft des SEO
„Embeddings sind eine der faszinierendsten Dinge, die wir als SEOs nutzen können, um mit Googles aktuellen Praktiken Schritt zu halten“, betonte King. Er erklärte ausführlich, wie Google Seiten vektorisiert und die Embeddings einer URL mit denen der gesamten Website vergleicht, um thematische Relevanz zu bestimmen.
Mike hob hervor, dass Google Site Embeddings verwendet, um die Themenbezogenheit einer Seite zu messen. Er warnte, dass es ohne eine strukturierte Erweiterung oder ohne Autoren mit nachgewiesenem Fachwissen schwierig sein wird, erfolgreich in den Upper Funnel vorzudringen.
Für tiefere Einblicke könnt ihr Mike Kings Artikel Vector Embeddings is All You Need lesen.
Neue Suchtrends und die Zukunft von Google
Jüngere Menschen sagen eher „such es“ anstatt „google es“, weil sie eine höhere Neigung haben, mehrere Dienste für die Suche zu nutzen. Mike präsentierte die Symbiose zwischen Google, ChatGPT, TikTok und anderen Plattformen.
Statistiken untermauerten seine Ausführungen: 40% der Nutzer wechseln nach ChatGPT zu Google, 21% der TikTok-Nutzer kommen von Google, und 24,5% der TikTok-Verlasser kehren zu Google zurück. Mike betonte, dass es trotz der zunehmenden Konkurrenz durch KI-gestützte Suchwerkzeuge schwierig sein wird, Google zu ersetzen. Die Nutzererwartungen, die Google über Jahre hinweg geschaffen hat, sind enorm hoch und schwer zu übertreffen. Auch wenn neue Dienste dazukommen, hat Google immer noch die Oberhand und auch die meisten Daten.
Klicks und User-Signale
Mike bestätigte, was einige SEOs schon länger vermuteten: Klicks sind ein wichtiger Rankingfaktor. Die Erkenntnisse aus dem Antitrust-Prozess und API-Leaks haben das Verständnis von Suchmaschinen wesentlich verbessert und diese Vermutungen bestätigt.
Er erläuterte, dass NavBoost auf Klicks basiert und Glue im Grunde das Gleiche für Universal Search ist. Mikes Kernbotschaft: „Modernes SEO braucht UX„. Er riet dringend dazu, sich auf Performance-Metriken und Verweildauer zu konzentrieren, da diese Signale für Google Bedeutung haben.
Mike empfahl kontinuierliches Testing der Metadaten und verwies auf die aufschlussreichen Search Pilot Case Studies. Für eine tiefere Einsicht in Googles Rankingmechanismen empfahl er den Artikel How Google Search ranking works von Mario Fischer.
Content-Strategie und KI – eine produktive Symbiose
Mike warnte eindringlich davor, Large Language Models (LLMs) zu blockieren. Stattdessen plädierte er dafür, KI als wertvolles Werkzeug in der Content-Erstellung zu nutzen.
Er stellte verschiedene Prozesse und Tools vor, um Content effektiv zu optimieren und auszudünnen. Besonders empfahl er Aleyda Solis’ Content-Pruning-Prozess und sein eigenes CPR Sheet.
Mike betonte die Bedeutung von Retrieval Augmented Generation (RAG) und erklärte detailliert, wie Googles AIO auf fortschrittlichen Technologien wie REALM, RETRO, RARR, PaLM 2 und MUM aufbaut. Er empfahl, sich mit den „Fraggles“ vertraut zu machen und verwies auf seinen Artikel zur Optimierung von Content für SGE. Fraggles sind die Teile oder Fragmente von Webseiteninhalten, die Google für die Erstellung von AI-generierten Antworten oder Übersichten nutzt, welche man sich als SEO zu Nutze machen kann.
Zusätzlich gab Mike wertvolle praktische Tipps:
- Jump Marks in den SERPs sind ein gutes Indiz dafür, dass Google einzelne Textabschnitte versteht und korrekt zuordnen kann.
- Die Qualität der Links ist wichtiger als ihre Quantität.
- Google verfügt über eine Art Waybackmaschine und vergleicht kontinuierlich Inhalte über die Zeit. Nur kleine Teile eines Textes anpassen, ist also nicht möglich.
- Das ultimative Ziel sollte sein, den informativsten Inhalt der Welt zu schaffen, nicht nur bereits Bestehendes neu zusammenzufassen.
- Nutzt Tools wie Keyword Insights für Keyword-Clustering und Themenanalyse.
- Implementiert Vektor-Embeddings in eure Content-Strategie, um die thematische Relevanz zu verbessern.
- Führt A/B-Tests für Metadaten durch, um die CTR zu optimieren.
Lily Ray: Future Proof Your SEO
Lily Ray, Vice President und verantwortlich für SEO Strategy & Research von Amsive, führte uns durch die komplexe SEO-Landschaft des Jahres 2024. Es war ein nicht ganz so leichtes Jahr, bei dem man auch gleichzeitig viel über Google herausfinden konnte (Leak und Gerichtsverfahren). Auch Lily empfiehlt den Artikel von Mario Fischer zu lesen.
Google’s AI Overviews (AIOs)
Lily berichtete ausführlich über die Einführung von Googles AI Overviews im März 2024. Sie erklärte, dass diese Funktion anfänglich mit Problemen zu kämpfen hatte, sich aber stetig verbessert hat. Ein positiver Aspekt für SEOs ist die Vielzahl an Links, die nun in den AIOs angezeigt werden.
Trotz der fortschreitenden Entwicklung von KI-gestützten Suchergebnissen gibt es noch Schwachstellen. Aktuell lassen sich diese Ergebnisse relativ leicht durch nutzergenerierten Inhalt von Plattformen wie LinkedIn, TikTok oder ähnlichen Medien beeinflussen.
Zudem treten häufig Probleme bei der Zuordnung von Informationen zu spezifischen Ländern auf. Dies führt dazu, dass Nutzer oft Produkte oder Dienstleistungen angezeigt bekommen, die in ihrem Land nicht verfügbar sind, oder Preise in fremden Währungen sehen. Solche Unstimmigkeiten können zu Verwirrung und Frustration bei den Nutzern führen und zeigen, dass es noch Verbesserungspotenzial in der Genauigkeit und Relevanz von KI-generierten Suchergebnissen gibt. Sie empfahl die Nutzung von Tools wie Ziptie zum AIO-Tracking oder Semrush.
Reddit’s beispielloser SEO-Aufstieg
Lily widmete einen großen Teil ihres Vortrags dem bemerkenswerten Wachstum von Reddit in den Suchergebnissen. In so einer Größenordnung hat es das noch nie gegeben, das hat sogar SISTRIX bestätigt, als Lily nachgefragt hat. Amazon hat zwar ein ähnliches Wachstum, aber das wurde viel langsamer aufgebaut.
Sie erläuterte, dass bei Brand-Suchanfragen mittlerweile 20-30 Reddit-Ergebnisse angezeigt werden, was für Brand Searches höchst ungewöhnlich ist. Lily empfahl, Reddit-Ergebnisse sorgfältig zu analysieren und gezielt dort zu antworten, um Sichtbarkeit zu gewinnen. Sie betonte jedoch auch die Wichtigkeit, sich an die Community-Regeln zu halten: „Seid auf Reddit präsent, aber spammt nicht rum.“ Als hilfreiches Tool für die Reddit-Strategie empfahl sie die Karmalyzer App.
Ein zentraler Punkt in Lily Vortrag war die Beobachtung, dass informationelle und Affiliate-Seiten deutlich an Sichtbarkeit verloren haben, während Foren an Bedeutung gewonnen haben. Sie riet eindringlich dazu, aus diesen Trends Schlüsse für die eigene SEO-Strategie zu ziehen und sich entsprechend anzupassen.
Kevin Inding: Page Quality – Von den Besten lernen
Kevin Inding (Growth Advisor and Partner von Hypergrowth) lieferte einen tiefgehenden Einblick in die entscheidende Bedeutung der Seitenqualität für den SEO-Erfolg.
Mehr URLs ≠ Mehr Traffic
„Google hat ständig Indexing Probleme“, betonte Inding. Er erläuterte, dass Google kontinuierlich damit beschäftigt ist, Low-Quality-URLs aufzuräumen, insbesondere angesichts der Zunahme von KI-generiertem Content. „Die Herausforderung für Google liegt darin, die Spreu vom Weizen zu trennen, und das wird mit der Zunahme von KI-generierten Inhalten nicht einfacher“.
Kevin präsentierte mehrere Beispiele, die zeigten, wie der Traffic bei einigen Websites sinkt, wenn die Anzahl der crawlbaren URLs steigt. Er warnte eindringlich: „Mehr ist nicht immer besser. Low-Quality-URLs verwässern euren gesamten Traffic.“ Diese Beobachtung unterstreicht die Wichtigkeit von Qualität über Quantität in der Content-Strategie.
Tech + Content + Engagement
Er betonte nachdrücklich, dass alle drei Komponenten gleichermaßen wichtig sind und in Einklang gebracht werden müssen. „Ein technisch perfekter Auftritt nützt wenig, wenn der Content nicht überzeugt. Oder langer Content, der Nutzende nicht interessiert ist nicht wertvoll.
Datenbasierte Qualitätsbewertung
Ein Kernpunkt von Kevins Vortrag war die Wichtigkeit datenbasierter Arbeit. Er empfahl, das Verhältnis von Low-Quality-URLs zur Gesamtanzahl der URLs genau zu beobachten und kontinuierlich an der Verbesserung dieses Verhältnisses zu arbeiten. Außerdem sollte man versuchen bestimmte Kriterien in konkret messbare Metriken umzuwandeln, wie z.B. „Wie gut war die Recherche?“ wird zu „Gibt es Quellenangaben? Ja/Nein“. Er schlug vor, für jeden Bereich (Tech, Content, Engagement) messbare Werte zu definieren und regelmäßig zu überprüfen.
Abschließend betonte Kevin die Notwendigkeit, alles, was bestimmte Qualitätswerte nicht erfüllt, konsequent zu entfernen. „Ein 410 Status ist besser fürs Crawling als eine Ansammlung von Low-Quality-Seiten“.
Praktische Handlungsempfehlungen:
- Führt regelmäßige Content-Audits durch, um Low-Quality-URLs zu identifizieren und zu entfernen.
- Implementiert ein Dashboard zur Überwachung eurer Seiten-Qualitätsmetriken.
- Priorisiert die Verbesserung existierender Inhalte, anstatt ständig neue zu erstellen.
Wer Kevins Newsletter noch nicht kennt, sollte ihn sich auf jeden Fall mal anschauen. Sehr zu empfehlen.
Martin Splitt: Mehr als nur <img> – Bildoptimierung für Profis
Martin Splitt (Developer Advocate, Webmaster Trends Analyst Team bei Google), bot einen tiefen Einblick in die oft unterschätzte Welt der Bildoptimierung für SEO. Sein Vortrag war eine gelungene Mischung aus technischem Wissen und praktischen Tipps.
Bildkompression und -formate
Martin erklärte detailliert den Unterschied zwischen Raster- und Vektorbildern und betonte die Bedeutung der richtigen Bildkompression. Sein prägnantes Zitat „Compression = the art of throwing information away“ verdeutlichte die Herausforderung, die richtige Balance zwischen Bildqualität und Dateigröße zu finden. Er ging ausführlich auf die Unterschiede zwischen verlustbehafteter (lossy) und verlustfreier (lossless) Kompression ein und erklärte, in welchen Situationen welche Methode am sinnvollsten ist.
Wichtigkeit von Bild-Attributen
„Src und alt sind das absolute Minimum!“ Martin empfahl, die Bildgrößen direkt im HTML zu lösen und warnte vor übermäßiger Abhängigkeit von externen Bibliotheken oder CDNs. Er betonte auch die Wichtigkeit von Breiten- und Höhenangaben, besonders im Kontext von Lazy Loading, um Layout-Verschiebungen zu vermeiden.
Ein Kernpunkt des Vortrags war die Wichtigkeit des Kontexts für Bilder. „Bilder sollten in einen Kontext gehören. Was ist sonst der Wert des Bildes?“, erklärte er. Diese Aussage unterstreicht, wie wichtig es ist, Bilder nicht nur als dekorative Elemente zu betrachten, sondern als integralen Bestandteil des Inhalts.
Praktische Tipps und Quick Wins
Martin schloss seinen Vortrag mit einer Reihe von praktischen Tipps ab:
- Immer die Dimensionen von Bildern festlegen, um CLS zu minimieren
- Mit verschiedenen Komprimierungseinstellungen und Formaten experimentieren, um die optimale Balance zwischen Qualität und Dateigröße zu finden
- Vorsicht beim Lazy Loading, besonders in Bezug auf den Viewport, um sicherzustellen, dass wichtige Bilder rechtzeitig geladen werden
- Neue Bildformate wie WebP und AVIF ausprobieren, die oft bessere Kompression bei gleicher Qualität bieten
Als besonders nützliches Tool für die Bildbearbeitung und -optimierung empfahl Martin ImageMagick.
Fazit
Die SMX Advanced 24 hat einmal mehr die Dynamik und Komplexität der SEO-Welt aufgezeigt. Von den neuesten Entwicklungen in der KI-gestützten Suche über die steigende Bedeutung von User Experience – die Konferenz bot einen umfassenden Überblick über aktuelle und zukünftige Trends.
Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Entwicklungen in den kommenden Monaten auf unsere tägliche SEO-Arbeit auswirken werden.
Sources:
[1] https://ipullrank.com/vector-embeddings-is-all-you-need
[2] https://searchengineland.com/how-google-search-ranking-works-445141
[3] https://www.aleydasolis.com/en/crawling-mondays/how-to-prune-your-website-content-in-an-seo-process-crawlingmondays-16th-episode/
[4] https://ipullrank.com/cpr-sheet
[5] https://ipullrank.com/optimize-content-for-sge
[6] https://www.searchpilot.com/resources/case-studies/tag/meta-data
[7] https://ziptie.dev/
[8] https://imagemagick.org/index.php
[9] https://www.keywordinsights.ai/features/keyword-clustering/